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12.02.2015 09:13

Gastbeitrag der Grünen aus dem ORB 15: Wohnungsbau auf Nieder-Eschbacher Gebiet

Von: Bündnis 90 / Die Grünen im OBR Nieder-Eschbach

Im Nieder-Eschbacher Anzeiger vom 6. Februar äußerte sich Herr Tiedemann, ehemaliges Ortsbeiratsmitglied der SPD, im Rahmen seines Artikels über den Neujahrsempfang zum Wohnungsbau auf Nieder-Eschbacher Gebiet. Er verteidigt die aus unserer Sicht unsinnige Idee, auf der „grünen Wiese“, dem Pfingstberg, eine Trabantenstadt zu errichten. Diese Idee wurde von Herrn Oberbürgermeister Feldmann vor einigen Monaten verbreitet. Der Hintergrund ist vermutlich, dass Wohnungsbau das einzige Thema von Herrn Feldmann im Wahlkampf von 2012 war. Leider hat der Oberbürgermeister bisher in diesem Bereich außer dem Beharren auf der Bebauung des Feldes zwischen Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach nicht viel erreicht.  

Natürlich ist es für die Stadt Frankfurt wichtig, genügend Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Frankfurt ist attraktiv, viele Menschen aus dem Umland wollen in die Stadt, auch, aber nicht nur, weil es hier Arbeitsplätze gibt. Die Erschaffung von Wohnungen muss aber gegenüber der bereits hier wohnenden Bevölkerung immer sozial verträglich gestaltet werden.  

Aber ein großer neuer Stadtteil  für viele Tausend Einwohner zwischen Nieder-Eschbach und Nieder-Erlenbach wäre dies nicht! Nicht nur, dass unser Naherholungsgebiet zerstört würde, es führte auch zu unzumutbaren Belastungen für die Einwohner im Frankfurter Norden. Ein Beispiel dafür ist die zu erwartende Verkehrsbelastung auf bereits jetzt kaum ausreichenden Straßen ohne sinnvolle Anbindung an den ÖPNV, der nur mit immensen zusätzlichen finanziellen Kosten zu begegnen sein wird (mehr als es am Riedberg der Fall war).

Zu diesen Überlegungen, denen wir uns von Beginn an entgegen wendeten, kommen die Planungen des Baugebietes Am Eschbachtal / Harheimer Weg, früher Bonames Ost genannt. Dass dieses Gebiet für den Wohnungsbau genutzt werden soll, ist seit Jahren unumstritten, die Bebauung wurde bisher wohl nur durch die Entwicklung des Riedberges verzögert. Bereits Ende der 90er Jahre sprachen wir uns für eine maßvolle Bebauung im Konsens mit der Bevölkerung und gegen eine maßlose Verdichtung des Gebietes aus. Ebenso muss eine soziale Infrastruktur „mitgebaut“ werden und nicht erst Jahre später, wie es bisher so häufig in anderen Stadtteilen der Fall war. Auch hier sind die Probleme immens, wären aber lösbar, wenn die Stadt Frankfurt die Ortskundigen im Frankfurter Norden an den Planungen rechtzeitig und gleichberechtigt beteiligen würde. Stattdessen ignoriert der Magistrat die Bedürfnisse der Betroffenen.  

Wir halten ca. 1320 Wohnungen Am Eschbachtal / Harheimer Weg für ausreichend, die Stadt wünscht 45 bis 60 Wohnungen pro Hektar zur Verfügung stehender Fläche. Bei 40 Hektar sind dies zwischen 1800 und 2400 Wohnungen, das ist zu viel, viel zu viel! Denkt man nur an Schulen, Umwelt, Straßen, ÖPNV, dann weiß man, das kann nicht funktionieren. In der Januarsitzung wandte sich der Ortsbeirat erneut gegen diese überzogenen Pläne – Bebauung ja, aber verträglich. 

Die Stadt Frankfurt sollte andere Maßnahmen verstärkt ins Auge fassen und diese Alternativen nutzen, Wohnraum zu schaffen. Möglich und ergiebig ist sicherlich die Umwidmung von leerstehendem Büro- und Gewerberaum in Wohnraum, wie dies in anderen Städten bereits seit längerer Zeit erfolgt. Hierbei wäre eine Vereinfachung der Hessischen Bauordnung und weiteren wohnungsbaurelevanten Gesetzen und Verordnungen hilfreich, solche Prozesse schneller und leichter zu realisieren.  

Wir stellten in der OBR-Sitzung vom 6.2.2015 einen entsprechenden Antrag zur Abstimmung, der mit großer Mehrheit angenommen wurde.   Leerstehender Wohnraum kann einer Nutzung zugeführt werden, in Bau befindliche, aber nicht fertig gestellte Wohnungen können vollendet werden, so lässt sich etwas bewirken.  

Herr Tiedemann hat nicht Recht, wenn er die überzogene Ausweitung vorhandener, in Planung befindlicher und bisher nur angedachter Baugebiete fordert. Zu viel neue Bebauung im Frankfurter Norden führte nur zum Kollaps und nicht zu einer guten Stadtentwicklung. 

Bündnis 90 / Die Grünen im OBR Nieder-Eschbach 

(Der veröffentlichte Beitrag gibt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder, verantwortlich ist ausschließlich der Autor)

Dateien:
Wohnungsbau_in_NE.pdf111 Ki

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